Biographie
Aïcha Khorchid, mit Künstlerinnen-Namen Aïcha, wird 1981 in Karatschi geboren, der größten Stadt Pakistans. Heute lebt sie auf dem Land, auf Mallorca. Ihre Mutter kommt ursprünglich aus Palästina und ihr Vater aus dem Libanon. Aicha entstammt einer Großfamilie, ihre Eltern haben acht Kinder.
Wenige Tage nach Aïchas Geburt zieht die Familie in den vom Bürgerkrieg geschundenen Libanon und kaum drei Wochen später in den Großraum von Paris. Dort erhalten die Familienmitglieder den Status anerkannter politischer Flüchtlinge.
In Frankreich angekommen, sieht sich die Familie mit derart prekären ökonomischen Rahmenbedingungen konfrontiert, dass sie an diesen schlussendlich zerbricht. Die Eltern übergeben Aïcha einer regionalen Sozial- und Gesundheitsbehörde, die das Kind in ein Waisenhaus gibt.
Nach zweieinhalb Jahren kommt Aïcha zu Pflegeeltern. Diese leben in St Aquilin-de-Corbion in der Normandie. Der Bauer Michel und seine Frau Chantal haben drei leibliche Kinder, mit denen Aïcha sich nicht gut versteht. Im Alter von vierzehn Jahren wird sie wieder behördlich in Obhut genommen und zeitweise unter ihre Persönlichkeitsrechte einschränkenden Verhältnissen in eine Klinik eingeliefert.
Es folgen weitere Pflegefamilien, der frühe Schulabbruch, Reisen per Anhalterin, die Suche nach der eigenen Identität. Das Jugendamt wird auf Aïcha aufmerksam und beschließt zu versuchen, sie wieder in die angestammte Familie einzugliedern. Aïcha zieht zu dieser in den Pariser Stadtteil Belleville. Rasch glaubt sie, eine tragfähige Beziehung zu ihrer Mutter aufbauen zu können. Doch vierzehn Tage später entdeckt sie, von der Schule heimgekehrt, die Mutter tot in der Badewanne. Sie hat Selbstmord begangen.
Aïcha wird durch das Sozialamt nun in höchst bescheidenen Verhältnissen in Paris alleine untergebracht und notdürftig alimentiert. Sie schließt die Schule ab. Ihre frühere Ausbildung als Tänzerin am Conservatoire de danse de Normandie eröffnet ihr Perspektiven. Nach Monaten als Straßenkünstlerin wird Aïcha von Cabarets wie Les Trois Mailletz und Rasputin fest engagiert und arbeitet daneben als Modell in der Pariser Modewelt. Dem folgen Engagements als Tänzerin in der Karibik und Reisen durch die dortige Inselwelt.
Nach ihrer Rückkehr entdeckt Aïcha dank der Einladung einer Freundin, die auf Mallorca lebt, die spanische Insel. Sie beschließt, sich dort niederzulassen und finanziert ihr Leben zunächst als Choreografin, Schauspielerin sowie Tänzerin, sie ist in diversen Ensembles engagiert. Mit 27 eröffnet sie ein Mode- und Dekorationsgeschäft und führt diese zum Erfolg.
Nach tiefgreifenden, persönlichen Veränderungen stürzt sich Aïcha dann im Jahr 2020 ins Abenteuer Malerei. Es entstehen vornehmlich großformatige Bilder. Sie sind in der Biografie der Künstlerin verwurzelt, geprägt von einer tiefen Authentizität und lesen sich als Orchestrierung von Dingen und Geschehnisse im Alltag und der Sozialisation von Aïcha. Bald schon folgen regionale Einzelausstellungen sowie Beteiligungen an Gruppenausstellungen im internationalen Kontext.